Wir leben in einer Kultur, die dem Missverständnis aufgesessen ist, dass äußere Kräfte unser inneres Erleben erschaffen.

Hier sind einige Beispiele:

“Natürlich bist du unglücklich! Wie sollte es auch anders sein mit diesem faulen und unsensiblen Ehemann, der nie beim Baby hilft?”

oder

“Natürlich bist du deprimiert, dein Baby schläft nie. Wem würde es da nicht schlecht gehen?”

Oder

“Nun, du bist bestimmt wütend und reizbar wegen deiner schrecklichen Schwiegermutter. Sie mischt sich ständig ein und macht abwertende Bemerkungen über deine Erziehungsentscheidungen.”

Wenn wir dann keinen offensichtlichen Grund finden können und eine Person immer noch unangenehme Gefühle hat, stempeln wir sie einfach als psychisch krank ab. “Ach was, du bist einfach nur depressiv. Das ist erblich bedingt.”

Noch beliebter bei Depressionen nach der Geburt und Angstzuständen nach der Geburt ist das berühmte: “Na ja, ihre Hormone sind wohl gestört.”

Ende der Geschichte.

Nun, ich möchte dir etwas sagen. Es mag sich zunächst vielleicht komisch anhören, aber es ist eigentlich eine sehr gute Nachricht:

Du fühlst nicht die äußeren Umstände. Du fühlst alles, was du denkst.

Alle deine Erfahrungen werden durch die Gedanken erzeugt, die durch dein Gehirn gehen. Und zwar alle. Oder anders ausgedrückt: Du bist nicht traurig, ängstlich, wütend oder deprimiert wegen deines Mannes, deines Schlafmangels oder deiner Schwiegermutter oder weil “du einfach so bist”. Der einzige Grund, warum du jemals eines dieser Gefühle fühlst, sind die Gedanken, die dich durchströmen.

Die Gedanken erschaffen deine Erfahrung. Und deshalb sind Gedanken und Gefühle eigentlich dasselbe oder zwei Seiten derselben Medaille.

Je mehr ich mich für diese Realität in meinem Leben öffne, desto mehr sehe ich sie. Ich merke, dass ich mich an einem Tag mit Schlafmangel gut fühle und an einem anderen Tag mit Schlafmangel schlecht. Ich stelle fest, dass mich das Verhalten einer bestimmten Person an einem Tag stört und an einem anderen Tag nicht.

Dann gibt es auch noch anschaulichere Beispiele. Als ich mich gestern Abend bettfertig machte, dachte ich darüber nach, dass wie krank ich mich die letzten Tage gefühlt hatte mit Magen-Darm-Infekt. Und da kam mir der Gedanke: “Was wäre, wenn ich wirklich krank wäre und meine Töchter ohne mich dastünden?” Sofort begann mein Körper zu reagieren. Meine Kehle schnürte sich zu, und Tränen traten mir in die Augen. Es fühlte sich an, als würde das Leben aus mir herausgesaugt werden. Die Fähigkeit des Körpers, unsere Gedanken zum Leben zu erwecken, ist unvorstellbar. Nichts, absolut nichts war geschehen. Aber es fühlte sich an, als würde ich die Situation, die sich in meinen Gedanken abspielte, erleben.

Und weißt du, was noch verrückter ist? In dem Moment, in dem ich merkte, dass ich mich mit dieser Horrorgeschichte beschäftigte und dass sie nicht real war, lösten sich all diese Gefühle in Luft auf. Es war, als hätten sie nie existiert und als hätten die Gedanken nie existiert. Weißt du, was das Komische daran ist? Sie haben nie existiert! Aber sie fühlten sich trotzdem so real an.

Wenn du anfängst, das zu erkennen, hörst du mit dem sinnlosen Kampf auf, deine äußeren Umstände ändern zu wollen, um deine innere Realität zu verändern. Noch besser ist, dass du deine Gefühle nicht mehr so ernst nehmen musst, denn sie sind nur ein Spiegelbild der Gedanken, die dir gerade durch den Kopf gehen. Sowohl der Gedanke als auch das Gefühl werden sich ändern, und du bist von ihnen in keiner Weise betroffen. Sie sind einfach der Beweis für die Fähigkeit deines Gehirns, sich etwas vorzustellen, und für deine Fähigkeit, dir dessen bewusst zu sein, was du dir da gerade vorstellst.